Interview des Monats: Wasserfilter und die große Entwicklung

…mit Maria Antonia Mendoza Medina.

"Es macht mir Spaß mit Menschen zu arbeiten"

„Es macht mir Spaß mit Menschen zu arbeiten“

Antonia ist etwas über 50 Jahre alt und hat Lehramt und soziale Entwicklung studiert. In San Juan del Sur ist sie Kontaktperson für drei ausländische Nichtregierungsorganisationen: die Earth Foundation, den Städtepartnerschaftsverein Newton-San Juan del Sur und NICACAN aus Kanada.

Deine Aufgabe ist es mit den Familien in ländlichen Ortschaften zu sprechen, um ihre Bedürfnisse zu erfahren. Wie funktioniert das ganz praktisch?

Ich arbeite seit 20 Jahren im Bereich Wasser und Abwasser direkt mit den Menschen ländlichen Ortschaften zusammen. Deshalb ist es mittlerweile für mich sehr einfach in die Ortschaften zu fahren und mit den Menschen zu sprechen und Beziehungen aufzubauen. Das hilft uns in der Arbeit, weil wenn du eine gute Beziehung zu einer Ortschaft hast, werden die Bewohner gerne an den Projekten teilnehmen. Die Organisationen für die ich arbeite, sind die meiste Zeit im Ausland, ich bin immer hier, also habe ich den direkten Kontakt zu den Familien. Wenn die Vertreter der Organisationen dann herkommen, können wir direkt loslegen. Das ist etwas ganz anderes, als wenn jemand eine Woche hier ist oder einen Monat. Wenn man immer hier ist, kennt man die Nöte der Bevölkerung und überlegt, was man dagegen tun kann. Wir wollen nicht dann kommen, wenn es zu spät ist, wir wollen vorbeugen.

Warum haben wir in unserem letzten Projekt gerade Wasserfilter gebaut?

Mit dem Städtepartnerschaftsverein Newton bauen wir schon seit acht Jahren Wasserfilter, die mit Sand arbeiten. Ursprünglich war dieser Filter aus Beton. Das ist eine ziemlich stabile Bauweise, die lange hält, die man aber nur sehr schwer herzustellen und zu bewegen ist. Zum transportieren brauchten wir vier starke Männer. Für 20 Filter mussten wir dann oft zwei- oder dreimal fahren. Und Transportkosten in San Juan sind sehr teuer, genauso wie im Rest von Nicaragua. Seit 2012 nutzen wir für unsere Filter Plastikröhren. Das haben wir zunächst in einem Pilotprojekt für zwölf Familien in Bastón ausprobiert. Dabei haben wir festgestellt, dass sie genauso funktionieren und deutlich handlicher sind. Heute kann ein 8-jähriger seinen Filter von unserer Werkstatt nach Hause tragen. Früher haben wir die Filter in einer Werkstatt hergestellt und sie dann ausgeliefert. Den Familien haben wir dann nur erklärt, wie man den Filter instand hält. Dann haben wir unser Vorgehen geändert. Heute beziehen wir die Familien in die Produktion der Filter mit ein. Dadurch sind sie in der Lage die Filter selber zu reparieren, wenn es ein Problem gibt. Deshalb sind wir also zum Arbeiten in die Ortschaften gefahren.

Antonia in ihrem Büro im Zentrum von San Juan

„Als Kontaktperson bin ich immer vor Ort“

Warum ist es für dich wichtig mit internationalen Freiwilligen zu arbeiten?

Das ist wichtig, weil einige von ihnen uns finanziell unterstützen und damit es einen Austausch gibt. Außerdem brauchen wir auch ihre Muskelkraft, um unsere Projekte möglichst schnell umsetzen zu können. Wir profitieren von ihrer Energie und sie lernen gleichzeitig unsere Bedürfnisse kennen. Vielleicht wollen sie dann Zuhause in ihren hoch entwickelten Ländern Geld für uns sammeln und uns auf dem Weg der Entwicklung voranbringen. Es ist ja was völlig anderes, ob man die Touristenstadt San Juan kennt oder auch einen Großteil der ländlichen Umgebung. Wenn man aufs Land fährt, merkt man, dass es nicht nur wunderschöne Strände hier gibt, sondern die gleiche Armut wie in jeder ländlichen Region in Nicaragua.

Was sind deine Zukunftswünsche für diese Organisation?

In San Juan hat der Tourismus in der Stadt auch dazu geführt, dass es den Menschen auf dem Lande etwas besser geht. Wenn wir in die Ortschaften von Cardenas oder Rivas, Nachbargemeinden von San Juan del Sur, fahren, bietet sich uns ein anderes Bild. Deshalb haben wir in diesem Jahr zum Beispiel auch in Coyolito gearbeitet, das eigentlich zu Rivas gehört. Wir sagen nicht: Hier hört San Juan auf und weiter helfen wir nicht. Hier in San Juan gibt es schon sehr viele Organisationen mit ähnlichen Zielen und ich glaube langfristig werden wir hier nicht mehr so sehr gebraucht. Wenn die Organisationen uns dann weiter unterstützen wollen, würden wir zum Beispiel den Ortschaften in Rivas helfen. Das ist meine Vision für die Zukunft. Ich glaube, dass unsere Arbeit dort sein sollte, wo die Menschen uns brauchen, auch wenn das in einer anderen Gemeinde oder einem anderen Departamento (ähnlich wie ein Bundesland) ist.

Wie siehst du nach 20 Jahren Arbeit als Entwicklungshelferin deinen Einfluss auf die Entwicklung Nicaraguas. Merkst du, dass deine Arbeit das Land voranbringt oder sind die Projekte so klein, dass es auf der nationalen Ebene kaum einen Unterschied macht?

Als ich im Nordwesten in León gearbeitet habe, war der Einfluss deutlich spürbar. Wir haben Trinkwasserleitungen verlegt. Unsere Projekte hatten ein Volumen von über 50.000 US-Dollar und kamen jeweils mehr als 500 Personen zu gute. Noch heute profitieren die Menschen von diesen Projekten. Wenn du im Bereich Wasser und Abwasser arbeitest, verbesserst du die Lebensbedingungen einer Ortschaft und damit auch die Entwicklung. Wenn du in diesem Bereich arbeitest, kannst du sagen: ja, meine Arbeit hat einen Einfluss.

Mehr Eindrücke von der Arbeit mit Antonia findet ihr in meinem Foto-Blogeintrag!

2 Gedanken zu “Interview des Monats: Wasserfilter und die große Entwicklung

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